Colorado – Reiten in den Rocky Mountains & Fahrt über die Trail Ridge Road

Aktualisiert am 28. September 2017

Nach unserem unglaublich schönen Tag auf dem Gipfel des Pikes Peak und einem Besuch im Garden of the Gods, wartet an unserem dritten Tag in Colorado, in Estes Park, ein weiteres Highlight auf uns: Hoch zu Ross soll es heute morgen durch die Rocky Mountains gehen! Könnte man besser in einen Tag am und im Rocky Mountain National Park starten?

Reiten in den Rocky Mountains

Nur ein kurze Fahrt von unserer Unterkunft entfernt, befindet sich die Sombrero Ranch. Von hier aus startet unsere geführte zweistündige Reittour, die wir bereits im Vorfeld in Deutschland gebucht haben. Bevor es los geht, heißt es aber erstmal: Ein wenig mit unseren Pferden anfreunden.


Ups, plötzlich war da mein Kopf im Weg…

Neben einem weiteren amerikanischen Pärchen und unserem Tourguide, sind wir schließlich für unsere Tour komplett.  Unser Guide, ist ein waschechter Wrangler, wie man hier sagt. Mit breitem amerik. Akzent, Cowboyhut und klar – in Jeans. Genauso wie ich mir einen Cowboy der alten Schule vorstelle. Umso überraschter sind wir als sich herausstellt, dass er – wir schätzen ihn auf irgendwas zwischen 45 und 60 – noch bis vor 15 Jahren ganz andere Jobs in verschiedenen amerikanischen Städten hatte, die überhaupt gar nichts mit seinem jetztigen Job gemein haben. Auf der Ranch wagte er schließlich den Neuanfang, ließ sich hier nieder, lernte das Reiten und ließ sich zum Guide ausbilden. Irgendwie eine dieser klassischen Geschichten, die ich in der Form – so kommt es mir vor – oft nur in den USA zu hören bekomme.

Nach einer kurzen Einweisung, heißt es nun hoch auf’s Pferd und los geht’s!

Ein weiterer Wrangler, der von jedem von uns ein professionelles Foto machte, dass man später, wenn man mag, für 10$ ausgedruckt und gerahmt mitnehmen konnte.

Über Stock und Stein geht es den Berg hinauf in die Wälder. Vorbei an Nadelbäumen und auf sehr unebenen, felsigem Gelände. Fast 20 Jahre ist es her, dass ich einen Ausritt mitgemacht habe. Und so dauert es eine Weile bis ich wieder vertraut bin auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen und ich mit dem hier typischen Westernstil – der Haltung der Zügel – klar komme.

In der Zwischenzeit erzählt unser Guide uns Geschichten rund um Estes Park, den Rockies, und beantwortet Fragen unserer Gruppe. Bei bester Laune stimmt er außerdem unterwegs das eine oder andere Mal ein Liedchen an. Und so kommt es, dass fünf Leute durch den Wald reiten und gemeinsam „Country Roads, take me home, to the place where I belong, Coloradooo, …“ singen.

Okay, mit Brayn, meinem Pferd, trödele ich immer ein wenig hinterher: Der Gute hat heute scheinbar irgendwie keine rechte Lust auf Gruppenzwang. Rebell, er! Entweder tänzelt er aus der Reihe, frisst zwischendurch lieber Gras oder bleibt einfach stur auf dem Fleck stehen. Manchmal dauert es dann auch etwas ihn wieder anzutreiben. Unser Guide gibt mir Tipps, die ich mal mehr mal weniger gut umsetzen kann – was in der Gruppe für einige Lacher sorgt. Aber hey, ich beschwer mich nicht. Etwas Gutes hat es ja für sich – so kann ich die Aussichten und Ruhe noch mehr genießen und unsere Truppe immer wieder gut fotografieren.

Schließlich erreichen wir die Bergkuppe, den Long’s Peak. Meine anfängliche Anspannung ist mit einem Mal wie weg geblasen: Mein Blick schweift in die Ferne, über das Tal und Estes Park. Und bleibt hängen an den majestätisch aufragenden Rocky Mountains, die teilweise noch mit Schnee bedeckt sind. Während ich den kühlen Wind auf meinem Gesicht spüre, scheint für einen Augenblick die Zeit still zu stehen.

Ich vergesse alles um mich herum. Nur mein Pferd und ich, im Einklang mit der Natur, umgeben von nichts als den gewaltigen Bergen und vollkommen im Hier und Jetzt. Die Titelmelodie von Brokeback Mountain vor mich hin summend und überwältigt von dem aufkommenden Glücksgefühl, dass mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Gleichzeitig verspüre ich urplötzlich eine tiefe Sehnsucht: Da draussen liegt es. Das Abenteuer. Das Gefühl von Freiheit. Und ich will mehr davon.

Aber schon ist der Augenblick vorüber: Ich spüre, wie mein Pferd unter mir von einem zum anderen Bein tänzelt. Mit kurzem Ruck treibe ich Brayn an, nehme  die Zügel in die Hand, und folge unserer Gruppe.

Wie im Flug vergehen die zwei Stunden. Noch während wir den Berg hinab reiten,“ärgern“ wir uns fast, dass wir nicht doch die längere Tour gebucht haben. Wir könnten einfach noch ewig so weiter reiten… und so verabschieden wir uns nach dem Ausritt wehmütig von unseren Pferden, unserem Guide und der Ranch.

… Und so langsam verstehe ich, wieso Menschen wie unser Guide nie wieder etwas anderes machen, nie wieder hier weg wollen.

Rocky Mountain National Park

Fahrt über die Trail Ridge Road

Noch ganz berauscht von unserem Reit-Abenteuer, sollte es nun schnurstracks in den Rocky Mountain Nationalpark gehen. Leider macht uns ein kurzes Gewitter einen Strich durch die Rechnung, so dass wir es erst gegen 14 Uhr in den Park schaffen. Im Visitor Center lassen wir uns von einem der kundigen Ranger erklären, was wir in der wenigen Zeit, die uns noch bleibt, und dem unbeständigen Wetter, erkunden können.

Seine Empfehlung lautet ganz klar: Eine Fahrt über den höchstgelegenen Highway der USA. Naja, zumindest ein Teilstück. Denn, jetzt im Mai, ist die Strasse noch teilweise wegen Schnee gesperrt. Somit bleibt uns eine Durchfahrt über die ca. 77 km lange Passstrasse bis ganz zum Grand Lake leider verwehrt. Aber wir wollen keine Zeit mehr vergeuden und machen das wir auf die Straße kommen – auf geht’s!

Während der Einfahrt in den National Park, haben wir konstant tolle Sicht auf die Rockies. Wir fahren immer weiter drauf zu, und ja, alle 500 m könnten wir anhalten und einfach nur staunen.

Nach und nach windet sich die Straße in die Höhe, nur eine sehr sehr niedrige Steimauer „schützt“ vor den steilen Abhängen. Ich als Beifahrer mit Höhenangst fange an der einen oder anderen Stelle schon echt an zu schwitzen. Aber selbst Wiebke wird es etwas mulmig zumute. Glücklicherweise sind die Straßen relativ leer und so stört es auch keinen, dass wir immer weiter in der Mitte der Straße fahren.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich traurig oder „glücklich“ bin, dass wir an unserem letzten Aussichtspunkt, der den schillernden Namen „Rainbow Curve Lookout“ trägt, ankommen und die Trail Ridge Road nicht weiter fahren können.

Hier nehmen wir uns nun aber noch alle Zeit der Welt, machen Fotos, sitzen auf der kleinen Steinmauer und lassen die grandiose Aussicht auf das weite Tal und die umliegenden Berge auf uns wirken. Angesichts der unglaublichen Natur werden wir ganz still. Immer wieder lachen wir uns zu, seufzen glücklich vor uns hin. Nur die vor Freude strahlenden Augen verraten unsere Gedanken. Ist es nicht verrückt, wie einen die Natur demütig und zum Staunen bringen kann?

Irgendwann müssen wir uns aber auch von diesem wundervollen Ort los reißen. Wir wollen gern noch eine Runde um den Spruce (?) Lake drehen. Dazu geht’s allerdings erst einmal wieder bergab. Vorbei an den aufgetürmten Schneemassen, die eine regelrechte Mauer zum Wald bilden.

Auf dem Weg stört uns allerdings plötzlich ein anderes Geräusch: Das Signal für „Der Tank ist bald alle“. Joa. Gut, dass wir gerade meilenweit von einer Tankstelle entfernt sind und eine Fahrt durch die Berge auch nicht unbedingt spritsparend ist. Wir überlegen, rechnen, … reicht der Tank noch oder nicht? Wir beschließen das Risiko nicht einzugehen. Also erstmal „kurz“ raus aus dem Park, tanken und wieder rein. Weiter geht’s!

Nicht lange, und wir stehen schließlich auf dem Parkplatz des Sees. Von dem wir allerdings nicht viel sehen werden. Das einzige, was wir sehen, ist: Schnee. Und Eis. Und wir sind natürlich nicht darauf eingestellt. Also tippeln auch wir vorsichtig den Weg entlang, und rutschen wie unsere Mitstreiter zwischendurch über den Trail. Puh. Langsam dämmert es auch und irgendwie ist der Weg nicht so reizvoll. Am zugefrorenen See angekommen, merken wir: Das bringt jetzt nichts mehr. Die richtige Entscheidung wie sich herausstellt, denn auf einmal hören wir ein Donnergrollen und sehen es kurz danach blitzen.

Im Gewitterregen verlassen wir den Rocky Mountain National Park. Wundervoll war’s und einer der besten Tage unserer Reise. Noch am nächsten Morgen träumen wir, auf der Fahrt nach Wyoming, von einem Leben hier in den Bergen…

Ja, die Rocky Mountains haben geschafft, was ich nicht für möglich gehalten hätte: Plötzlich habe ich Sehnsucht nach den Bergen.

Weitere Infos & Tipps

Infos zur Reittour & dem Rocky Mountain National Park:

  • Reittour: Unsere 2-stündige Tour kostete 48$ und ist auch für Anfänger geeignet. Neben dem Standort Estes Park, gibt es auch weitere Möglichkeiten direkt im Nationalpark zu reiten – leider waren diese saisonbedingt noch geschlossen. Mehr Infos findet ihr auf der Homepage von Sombrero Ranches.
  • Rocky Mountain Nationalpark: 20$ pro Auto für 1 Tag. Mit dem Nationalpark Annual Pass kostenfrei. Für Ende Mai empfiehlt sich bei der Planung über eventuelle Strassensperrungen zu informieren. Das Wetter kann hier sehr unbeständig und Teile des Parks noch mit Schnee bedeckt sein. Vor Ort, am besten noch einen Stop am Visitor Center einlegen, um über aktuelle Sperrungen, Witterungen und Tipps zu Wanderungen etc. informiert zu werden. Mehr Infos zum Park findet ihr hier.

Link-Tipps:

Wart ihr schon einmal in den Rocky Mountains oder wollt unbedingt einmal hin? Verratet es mir doch gern im Kommentarbereich! ;)

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